Seit der letzten Immobilienkrise in den 1990er-Jahren hat sich die Projektentwicklung zu einer
professionellen Dienstleistung entwickelt, der heute eine bedeutende Rolle in der boomenden
Immobilienbranche zukommt. Die Projektentwicklung besetzt die zentrale Schaltstelle zwischen
dem Bauherr und dem Architekt oder dem Kapital und der Idee.

Wir möchten von Akteuren aus verschiedenen Tätigkeitsgebieten erfahren, wie sie ihre Rolle
und Verantwortung als Projektentwickler verstehen. Einerseits wird der Wettbewerb durch die
Projektentwicklung gestärkt. Der Bauherr oder Investor kann sich auf standardisierte
Grundstücksanalysen und erprobte Verfahren verlassen und erhält durch das
Wettbewerbsverfahren ein attraktives und realisierbares Bauprojekt. Andererseits werden
neben den Vorgaben zu den rechtlichen Rahmenbedingungen oder der Bestimmung der
Nutzung zunehmend bereits städtebauliche Fragen mit dem Wettbewerbsprogramm
beantwortet. Verliert der Wettbewerb durch diese Verlagerung inhaltlicher Themen in die Phase
der Projektentwicklung an Bedeutung? Wie kann im Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis
der Bauträger nach einem gesicherten Ablauf eines Bauprojektes und der notwendigen
Offenheit für ein Risiko bei der Suche nach einer räumlichen Idee ein Gleichgewicht gefunden
werden?

Ein Bündel von weiteren Fragen werden wir diskutieren. Wie sieht die Zukunft des Wettbewerbswesens
aus? Welche Verfahren sind geeignet? Wie kann der Wettbewerb in die
Entwicklung innovativer Nutzungskonzepte eingebunden werden? Die Projektentwicklung hat
sich aus einer Abspaltung von der klassischen Planung entwickelt. Viele Architekten arbeiten
als Projektentwickler. Verstehen sich diese auch als Anwälte der Planer oder vertreten sie nur
die Interessen ihrer Auftraggeber?

Ursula Müller, Martin Hofer und Alexander Muhm geben einen Einblick in ihre Arbeit und
werden anschliessend mit uns über die Bedeutung des Wettbewerbes diskutieren. Ursula Müller
leitet die Projektentwicklung des Amtes für Hochbauten der Stadt Zürich. In verschiedenen
Debatten wie zum Beispiel zur Nachhaltigkeit oder zum Wohnungsbau setzt sie mit dem Amt für
Hochbauten für die ganze Schweiz richtungsweisende Themen. Martin Hofer ist Verwaltungsratspräsident
von Wüest & Partner. Als Querdenker entwickelt er kontinuierlich innovative
Beiträge wie zum Beispiel das städtische Gewerbehaus Noerd in Zürich-Oerlikon. Alexander
Muhm ist Leiter Development der SBB Immobilien. In seiner Funktion ist er verantwortlich für
die Entwicklung der umfangreichen Landreserven der SBB oft an strategischen städtebaulichen
Lagen.